Nachdem wir in Ventarola einen Tag mit schlechtem Wetter im Rifugio ausgesessen haben, machen wir uns motiviert auf die Weiterwanderung. Zwar starten wir noch bei bestem Wetter, aber kaum sind wir auf dem Grat angekommen, fängt es an zu gewittern. Wir retten uns in eine kleine Kapelle und verbringen 2 Stunden mit Kaffeetrinken und Lesen. Am nächsten Tag fühlen wir uns morgens zurückversetzt nach Skandinavien. Der Monte Aiona ist felsig, baumlos und wir frühstücken dort bei kühlen Temperaturen und Wind (aber auch mit tollen Aussichten bis zum Meer und zu den Alpen). Kaum zum nächsten Pass abgestiegen, geht es wieder bergauf, oben locken immer wieder tolle Ausblicke - vom Monta Zata kann man sogar Korsika im Wolkendunst erahnen. Da wir hier immer auf dem Grat wandern, muss Thilo zum Wasserholen immer ein Stück absteigen. Zwar ist die Quelle immer nur ca. 100 Meter entfernt, aber auch gefühlte 100 Höhenmeter tiefer. ;-) Trinkwasser ist auch weiter ein Thema. Als wir spätnachmittags an einem Pass vorbeikommen, ist das dortige Hotel-Restaurant komplett geschlossen und kein Mensch in Sicht. Das heißt kein Wasser für uns. Wir laufen daher immer weiter, vorbei an Häusern, wo wir niemanden antreffen. Schließlich finden wir immerhin einen Bach und sind sehr froh über den Wasserfilter, den wir seit Deutschland mit uns tragen... Schnell ist der Alta Via für uns zu Ende und der E1 folgt nun für ca. 400 Kilometer der Grande Escursione Appeninnica (GEA). Am Passo della Cisa gibt es entgegen den Infos aus dem Wanderführer keine Nachkaufmöglichkeit und keine Busverbindung. Wir haben sehr großes Glück: Luigi bietet uns an, dass er uns nach Pontremoli fahren kann, was wir gerne annehmen. Gas bekommen wir hier zwar auch nicht (unseres geht langsam zur Neige) aber wir können mal wieder in einem "richtigen" Supermarkt einkaufen. Häufig gibt es in den Bergen "nur" Mini-Lebensmittelgeschäfte, die z.B. keine Nüsse oder Müsli verkaufen - beides Produkte die wir in großen Mengen verzehren. :-) Die GEA ist extrem schön und fordert uns durch die alpinen Pfade und heftigen An- und Abstiege. Wir genießen trotzdem die tollen Panoramen - es ist das schönste Wanderstück seit vielen Monaten! Hier haben wir uns zum ersten Mal etwas überschätzt bzw. den Weg unterschätzt und zu wenig Essen mitgenommen. Wegen der schwierigen Pfade kommen wir viel langsamer voran als sonst. Zum Glück fügt sich alles zum Guten: Erst bekommen wir eine Kartusche mit noch etwas Gas geschenkt, dann können wir in einem Rifugio Schokolade kaufen und finden in einer Hütte auch noch Nudeln - was ein Fest! :-) Das Wetter ist toll und es ist auch nicht zu heiß. Das Wandern ist einfach nur traumhaft und wir feiern am 25. Mai "1 Jahr auf Wanderung sein" - wie die Zeit doch verfliegt... In Abetone nehmen wir uns ein Hostel, was wir aufgrund des tollen Wetters lange gar nicht vermisst haben. Langsam müssen aber die Klamotten mal wieder gewaschen werden. ;-) Jeder Tag hat jetzt leider irgendwann nachmittags ein Gewitter zu bieten. So kommt es, dass wir von einem schönen Grat absteigen, durchs Tal laufen und wieder aufsteigen müssen. Ein paar Extrahöhenmeter! Das erste Mal seit Norwegen treffen wir hier wieder einen Fernwanderer. Knut ist letztes Jahr "Norwegen der Länge nach" gelaufen und wir hätten uns dort schon fast begegnen müssen. Jetzt ist er von Rom nach Zürich unterwegs. Allerdings mit so leichtem Gepäck, dass wir ihn nur an den Waden als Fernwanderer erkennen. ;-) Wir tauschen uns kurz aus und er zeigt Bilder aus dem Erdbebengebiet, was noch vor uns liegt - mal sehen wie wir damit umgehen. Der Weg fällt nun ab in den Wald und verläuft sehr nett auf dem waldigen Apeninnengrat, aber ist in Vergleich zu den letzten Tagen unspektakulär. Dafür geht das Wandern wieder einfacher und es ist angenehm schattig. Kurz vor Montepiano fragen wir in einem kleinen Ort die einzigen Menschen, die wir sehen, ob wir an dem öffentlichen Picknickplatz zelten können. Diese sind sehr nett, zeigen uns noch eine Quelle und bieten uns ihren Garten zum Zelten an. Es wird aber noch besser: Wir werden zum Abendessen eingeladen und verbringen einen tollen italienischen Abend, bei dem der Sohn den Dolmetscher gibt. Es ist genau so, wie man sich italienische Gastfreundschaft vorstellt. In Montepiano warten unsere neuen leichteren und dünneren Schlafsäcke auf uns, die wir gegen unsere bisherigen austauschen. Nachdem das mit dem Paket noch geklappt hat, freuen wir uns einen ganzen Vormittag lang, dass es mal nichts zu planen gibt und Körper und Material im Moment keine Probleme machen. Wie das dann so ist, bemerkt Thilo in der Mittagspause, dass beide Rückenstreben seines Wanderrucksacks gebrochen sind. Mit Panzerband und 2 Behelfsschienen reparieren wir das und es klappt zum Glück recht gut. Deuter hat zwar leider die Streben nicht auf Lager, ist aber sehr bemüht und verspricht, diese zuzuschicken sobald sie in 1-2 Wochen wieder vorrätig sind. Nach dem wir die Hunde der Po-Eben schon lange hinter uns gewähnt haben, haben wir ein Erlebnis der unschönen Art. Als wir auf einer öffentlichen Straße an einem Haus vorbeigehen, springen 2 sehr große agressive Hunde auf uns zu und hören auch überhaupt nicht auf den Besitzer. Zum Glück bleibt es bei einem blauen Fleck an Thilos Wade und dem Schreckmoment und wir hoffen, dass sich sowas nicht wiederholt. Durch viel Wald kommen wir wieder schnell voran und erreichen Badia Prataglia, wo grade ein Ultra Trail-Running Wettkampf stattfindet. Wir schlagen unser Zelt auf einem Campingplatz auf (den ersten an dem wir auf der GEA vorbeikommen) und gönnen uns 4 Pizzen zum Abendessen. :-) Es ist nun nicht mehr weit bis zum Ende der GEA und wir beginnen langsam mit der Planung der nicht vorhanden/schlecht markierten E1-Stücke bzw. unserer weiteren Wegstrecke. Bilder können wir leider wieder nicht hochladen, da es auch hier keinen PC gibt.
top of page
Lena & Thilo auf dem E1
RECENT POSTS:
bottom of page